von Annette Schmidt
Die große Mehrheit des Gemeinderats hat beschlossen: die Fläche am zentralen Verkehrsknotenpunkt soll bebaut werden mit einem klaren ökologischen Anspruch. Die Lage direkt am Haupt- und Busbahnhof sowie am blauen Fahrrad-Band ist ideal, um Verkehr und CO2-Ausstoß zu reduzieren. Wer hier arbeitet, wohnt oder einkauft, kann vieles zu Fuß, mit dem Rad oder mit Bus und Bahn erledigen. Das spart Emissionen und stärkt die Idee einer Stadt der kurzen Wege. Innen- statt Außenentwicklung ist erfolgreiche grüne Politik. Die Bebauung soll mehr sein als Flächenverwertung: Vielfalt ist das Ziel. Auf dem Europaplatz sollen unterschiedliche Nutzungen Platz finden – Arbeiten, Einkaufen, Wohnen, Kultur, Gastronomie oder Hotellerie. Das Grundstück soll nicht meistbietend an einen Investor verkauft werden, sondern die Tübinger Bürgerschaft kann sich hier einbringen. Durch die Mischung entsteht ein lebendiges Quartier, das rund um die Uhr belebt ist. Aktuell befindet sich das Projekt in einer wichtigen Weichenstellung. Doch bevor über die Nutzungsmischung und die einzelnen Projekte entschieden wird, erarbeiten Stadtverwaltung und Gemeinderat Eckpunkte für einen städtebaulichen Wettbewerb. Diese Leitlinien legen fest, wie das Eingangstor zur Stadt gestaltet wird, wie Bebauungsdichte, Bebauungshöhe, Architektur, Grünflächenanteil, Dach- und Fassadenbegrünung, Schwammstadtkonzepte, Mobilität und Klimaschutz zusammenwirken sollen. In diesen Prozess werden auch die Bürgerinnen und Bürger eingebunden. Vertreterinnen und Vertreter von Initiativen und zufällig ausgewählte Personen sind eingeladen, ihre Ideen und Wünsche in den städtebaulichen Wettbewerb einzubringen. Unser Ziel ist die Vergabe im Erbbaurecht. Doch die Haushaltslage ist angespannt, und die Wünsche, die in den Eckpunkten stecken, werden Geld kosten. Die Vorgehensweise macht deutlich, dass es uns nicht darum geht, den maximalen Profit herauszuholen. Aber am Ende muss der Gemeinderat entscheiden, ob und in welcher Höhe er einen Erlös aus der Fläche ziehen will, und welche Ideen realisiert werden können. Wir werden uns für die ökologischen Themen starkmachen. Der Europaplatz ist mehr als ein Bauprojekt – er ist ein Symbol für Tübingens Zukunft: zentral, klimafreundlich, vielfältig, offen für alle. Die nächsten Monate werden zeigen, wie aus dieser Vision ein konkreter Plan wird – gemeinsam mit der Bürgerschaft.
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