5om Hallenbad Süd mit erneuerbarer Energie

Bernd Gugel im Gemeinderat zum Planungsbeschluß

Alles schwimmt in der Schwimmstadt Tübingen. Aber nicht nur Tübingen, sondern auch die Region Tübingen-Reutlingen braucht Wasserfläche für Schulschwimmen, Vereinsschwimmen, das vielfältige Schwimmen der Bürgerschaft in Fitness, Wohlbefinden, Sport…. und für viele mit Spiel und Spaß, aber auch für Wassergymnastik, Reha und und und. 

Werte Kolleginnen und Kollegen, 
der Bedarf eines Hallenbades mit einem multifunktionalem 50m Becken mit 8 Bahnen das für die unterschiedlichen Bedarfe situativ unterteilt werden kann, sollte nach jahrelange Bedarfsanalyse und Diskussion unstrittig sein. 
Dachte ich zumindest. Nein, derzeit wird wieder eine Diskussion aufgemacht über das was reicht und nicht um das, was wirklich Bedarf ist. Trotzdem Stadtwerke und Stadtverwaltung die bedarfsorientierte, 50m Variante dringend empfehlen.

Derzeit ist Hochsaison im Freibad. Die Öffentlichkeit schwimmt ausgiebig von morgens um 6 Uhr bis abends um 20:45 Uhr im 50m Becken. An den heißen Wochenendtagen ist das Freibad brechend voll. Aber auch unter der Woche kommt das Freibad immer wieder an seine Auslastungsgrenzen. 
Vormittags kommen zum öffentlichen Schwimmen zig Schulklassen, nachmittags abends der Vereinssport. Und trotzdem das Hallenbad Nord auch noch geöffnet ist wird es im Freibad richtig eng und Nutzungskonflikte entstehen.

Das Freibad hat ein 50m Becken mit 10 Bahnen, und im Nichtschwimmerbereich noch weitere 4 Bahnen a 25m plus etliches an Wasserfläche für Spiel, Spaß und Wellness. Dazu ein großes Sprungbecken.
Die Freibadwasserfläche entspricht umgerechnet 24 Bahnen a 25m plus drei-vier Lehrschwimmbecken. Im Winter steht uns im Uhlandbad 4 Bahnen und im Hallenbad Nord 6 Bahnen also gesamt 10 Bahnen zur Verfügung. 
Dass das nie und nimmer reicht ist unstrittig.
Sollte das Hallenbad Süd in kleiner Version kommen, also mit 8 Bahnen a 25 m dann stehen 18 Bahnen in drei Hallenbädern zur Verfügung. Drei Hallenbäder wollen wir aus Kostengründen nicht betreiben, was die große Mehrheit im Gremium so sieht. 

Das Uhlandbad mit seinen vier Bahnen soll nach dem Neubau von Hallenbad Süd und Generalsanierung Hallenbad Nord aufgegeben werden. Dann stehen Tübingen und der Region in den Hallenbädern Nord und Süd 14 Bahnen zur Verfügung.
Also vier weitere Bahnen plus ein weiteres Lehrschwimmbecken mehr als derzeit.
Das deckt nie und nimmer den aktuellen Bedarf und schon gar nicht den perspektivisch weiter wachsenden Bedarf von Tübingen, Reutlingen und dem Umland. 

Wer die kleine 25m Variante des Hallenbad Süd bauen will der zementiert den Mangel in abgemilderten Form oder macht vielleicht sogar eine zukünftige Diskussion über eine weitere Nutzung des Uhlandbades auf. 

Dass jetzt ausgerechnet die SPD, die sich sonst immer als Sportfraktion versteht, auf die Bremse tritt anstelle per Startsprung loszulegen irritiert mich massiv. 
Lasst uns das große 50m Hallenbad Süd bauen, das auch der Jugendgemeinderat will, um die Hallenbadfrage für die nächsten Jahrzehnte zu lösen und nicht weiter vor sich herzuschieben!

Baukosten und Unterhaltskosten sind die Knackpunkte der Entscheidung. 
Energie spielt beim Unterhalt eine zentrale Rolle.
Können wir uns den Unterhalt leisten? Ja, wir müssen und wir können!

Diese Diskussion wurde hier im Rathaus vor rund 110 Jahren schon einmal jahrelang diskutiert. Der Bedarf eines Hallenbads, des heutigen Uhlandbad war im Gemeinderat unstrittig, aber die Unterhaltskosten, vor allem die Heizungskosten, verhinderten einen Planungs- und Baubeschluss. 
Da hatte ein findiger Tübinger Stadtwerke Ingenieur eine geniale Idee. Im Eisenhut, da wo heute die Verwaltung der Stadtwerke steht, wurde aus Kohle mittels Verbrennung Gas produziert. Als Abfallprodukt entstand jede Menge Wärme die ungenutzt blieb.

Die Abwärme der Kohlevergasung zur Erwärmung des Hallenbadwassers zu nutzen und dieses Wasser per Fernwarmwasserleitung in das rund 1,7km entfernte neue Hallenbad zu leiten war die Idee. Diese Erfindung „Made by Stadtwerke Tübingen“ gab den Ausschlag, dass der damalige Gemeinderat den Bau des Uhlandbades zu beschloss, das kurz vor dem Ausbruch des 1. Weltkriegs eröffnet wurde und  in den ersten Jahrzehnten, trotz Kriegs- und Notzeit, sogar einen Überschuß erwirtschaftete.

Kohle, Gas und Öl sind Vergangenheit. Die Gegenwart und noch mehr die Zukunft ist erneuerbare Energie aus Sonne, Wind, Erd – und Wasserwärme. 
Der Bau eines neuen Hallenbad sehen wir von AL/Grüne als Chance sich unabhängig von der CO2-, Energie- und Kostenfalle zu machen. 

Stadtwerke Tübingen, zeigt was ihr könnt, zeigt was machbar ist, zeigt dass Tübingen ein Hallenbad bauen und betreiben kann, das mit erneuerbaren Energien, Dämmung und effizienter Technik, so wie schon einmal, ein Vorzeigehallenbad für Klima- und Kostenschutz in Deutschland sein wird. Ich glaube wir im Rat sind uns einig, dass unsere Stadtwerke Tübingen diese Herausforderung meistern können und werden!

Da ein kleinerer Teil der Fraktion AL/Grüne die Bedarfs- und Kostenfrage anders sieht als die Mehrheit der Fraktion beantrage ich eine getrennte Abstimmung des Punkt zwei. Annette Schmidt wird das abweichende Votum innerhalb der Fraktion erläutern.

Der Standort des Hallenbad Süd kann nur auf dem Freibadgelände sein um Synergieeffekte von Freibad und Hallenbad durch Nutzung, und somit zur Kostendämpfung zu erzielen. Tübingen ist die Stadt der kurzen Wege. Kurze Wege sind attraktiv. Lange Wege sind mühsam.

Da wir die Standortfrage heute nicht entscheiden spare ich mir eine ausführliche Stellungnahme zu dieser Frage. Ich sage aber bereits heute, dass AL/Grüne den Standort im Osten bevorzugen da dieser die Nähe von den fußläufig erreichbaren Schulen, der zukünftigen Haltestelle der Regionalstadtbahn besitzt. 

Auch die Schulen in der Uhlandstraße sehen die Vorteile des Oststandorts wie wir heute per Mail erfahren haben.
Der westliche Standort ist für diejenigen besser die ein autogerechtes Schwimmen bevorzugen und alle die zu Fuß, per Rad oder Bus und Bahn kommen mit einem längeren Weg benachteiligen. 
Zudem glauben wir, dass Festplatz und ein Hallenbad zusammen, sich in diesem Bereich sich nicht verträgt

Wie steht AL/Grüne zum Uhlandbad? 

Wir sind uns einig, dass wenn das Südbad gebaut und das Nordbad saniert ist wir das Uhlandbad als städtisches Bad aufgeben wollen. Weder Stadtwerke noch die Stadt kann die Sanierung des Uhlandbad und noch viel mehr einen Weiterbetrieb des Uhlandbads dauerhaft finanziell stemmen. Wir können uns keine drei Hallenbäder leisten.

Wir AL/Grüne sind uns auch einig, dass wir jetzt zum Uhlandbad aktuell gar nichts beschließen müssen. Auch nicht was irgendwann dort mal sein wird. Ob das Uhlandbad mal tatsächlich ein Konzertsaal werden wird, ja vielleicht, vielleicht aber auch nicht.

Viel wichtiger ist jetzt Planung und Bau des Hallenbad Süd voranzutreiben. Je länger dies dauert, desto größer ist die Gefahr, dass uns wieder ein Gebäudeausfall wertvolle Schwimmfläche nimmt und weitere Kosten auf uns zukommen.

Zuletzt möchte ich noch den Bedarf von mehr Sauna in Tübingen erinnern. Das sehen auch Teile meiner Fraktion so. Mehr Sauna heißt nicht einen neuen Wellnesstempel mit allen Schikanen zu errichten sondern die Sauna im Hallenbad Nord bei der anstehenden Sanierung auszubauen oder doch im neuen Hallenbad Süd ein kleines Angebot vorzusehen.

Ich weiß, in Zeiten wie diesen ist es nicht einfach so weitreichende Zukunftsentscheidungen wie ein Hallenbad Süd für Tübingen, Reutlingen und die Region zu beschließen. Auch in meinem Kopf sind Zweifel und Fragezeichen. Wie vor einem großen Wettkampf. 

Werden wir diese Herausforderung schaffen? Wir müssen. Und ich weiß, nach einem heutigen Startsprung wird es einen langen, schweren Weg ins Ziel geben. Aber mit dem ersten Kraularmzug werden der Weg ins Ziel kürzer.

Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat der Schwimmstadt Tübingen, lasst uns mutig sein und dieses Rennen für das Schwimmen starten.

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