von Krishna-Sara Helmle
Stellen Sie sich vor, Sie haben die Möglichkeit, ein Stadtwerk für Erneuerbare Energien (EE) zu gründen. Womit würden Sie anfangen? Was hat aus ökologischer und ökonomischer Sicht den größten Hebel für die Energiewende?
Genau diese Fragen stellen sich zurzeit Mitarbeitende der Stadtverwaltung von Ann Arbor, unserer Partnerstadt in den USA. Denn sie werden noch dieses Jahr voraussichtlich genau das tun – ein Stadtwerk für EE gründen. Bisher sind sie von einem Großkonzern abhängig, der sich nicht für grünen Strom interessiert.
Im September hatte ich als Mitglied des Gemeinderats die Möglichkeit, mich in Ann Arbor über das Klimaschutzprogramm zu informieren. „Was braucht es, um die Erneuerbaren voranzubringen?“ war eine von vielen Fragen, über die wir uns ausgetauscht haben. Wir haben dabei festgestellt: Bei der Stromerzeugung sind wir in Tübingen schon gut unterwegs und können dadurch unsere ‚Sister City‘ inspirieren. Laut Sachstandsbericht zum Klimaschutzprogramm produzieren die Stadtwerke (swt) derzeit rund 320 Gigawattstunden aus EE. Dieser stammt aus Sonne, Wasser, Wind und Biomasse. Auf ihrer Webseite ist zu lesen, dass bis Ende 2025 der gesamte Tübinger Strombedarf aus EE aus eigenen Anlagen kommen soll.
Öffentliche und private Dächer mit PV auszustatten, ist für beide Städte eine Herausforderung, wobei Ann Arbor hier einen sehr sozialen Ansatz hat. In einem Modell-Wohnviertel, in dem mehrheitlich Menschen mit wenig Geld leben, bekommen diese von der Stadt kostenlos eine PV-Anlage aufs Dach und eine Wärmepumpe in den Keller. Dadurch sinken die Kosten für Strom und Heizung beträchtlich. Die Umweltbeauftragte, Dr. Missy Stults, ist überzeugt: Gerade Menschen mit wenig Geld müssen als erste von Erneuerbaren Energien profitieren. Denn dadurch unterstützen sie meist auch weitere Ideen, die helfen das Ziel „Mission Zero“ zu erreichen.
Auch im Bereich der Wärme profitieren wir in Tübingen davon, dass unsere Stadtwerke ökologisch aufgestellt sind. Diese bauen Solarthermie, Nah- und Fernwärme gezielt weiter aus. Zur Wahrheit gehört aber auch dazu, dass wir gerade in diesem Bereich noch sehr viel leisten müssen, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen.
Ann Arbor sieht für die eigene Energiewende den größten Hebel in den Bereichen Transport, Strom- und Wärmeerzeugung. Wir drücken die Daumen, dass die Gründung der eigenen Stadtwerke sie dabei unterstützt.
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