Lea Elsemüller schrieb in ihrer Mittwochspalte vom 23. September im Schwäbischen Tagblatt.
„Klimaschutz und die Frage nach Ungleichheit in unserer Gesellschaft sind eng miteinander verknüpft. Das bestätigt eine Studie, die Anfang der Woche von der Entwicklungsorganisation Oxfam veröffentlicht wurde. So sind die reichsten 10% der Menschen für über die Hälfte (52%) der CO2 Emissionen zwischen 1990 und 2015 verantwortlich, das reichste 1% allein für 15%, die ärmere Hälfte der Menschheit nur für 7%.
Aber nicht nur in den Ursachen, sondern auch in den Auswirkungen der Klimakrise erkennt man eine soziale Ungleichheit. Weltweit und auch in Deutschland werden Menschen mit geringem Einkommen von der Klimakrise stärker betroffen sein. Extreme Wetterereignisse wie Hitze, Dürre oder Starkregen beispielsweise werden sie besonders stark treffen.
In Tübingen wollen wir bis 2030 klimaneutral werden. Wir haben ein sehr gutes Rahmenprogramm mit Maßnahmen in den Sektoren Wärme, Strom und Mobilität, mit dem wir das erreichen können. Dabei müssen wir auch über die soziale Frage und die gerechte Verteilung unserer Klimaschutzmaßnahmen reden. Es ist deswegen wichtig und richtig, dass im Tübinger Klimaschutzprogramm der Querschnittsbereich Sozialverträglichkeit mit aufgenommen wurde. Die einzelnen Klimaschutzmaßnahmen müssen auf ihre Sozialverträglichkeit hin untersucht werden und gegebenenfalls sollen Modelle entwickelt werden, wie Menschen mit geringem Einkommen entlastet werden können. Mögliche Maßnahme könnte hier ein konkreter Klimaschutzzuschuss sein oder ein Zuschuss bei privaten Klimaschutzinvestitionen.
Auch unsere konkreten städtischen Klimaschutzmaßnahmen als solche haben ein großes Potenzial ganz konkret gegen Ungleichheit in unserer Gesellschaft vorzugehen. So bietet beispielsweise ein deutlich günstigerer oder kostenloser ÖPNV vo0r allem auch für Menschen mit geringeren Einkommen große Chancen für eine bessere Anbindung.
Wir müssen unsere Klimaschutzmaßnahmen sozial gestalten. Aber auch durch die Klimakrise selbst besteht eine große Ungleichheit. Wir brauchen ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen, um die Klimakrise, welche die Ungleichheit auch in unserem näheren Umfeld verstärken wird, zu bekämpfen.“
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