Normalerweise würde ich mich – wie viele andere Menschen auch – an diesem langen Himmelfahrtswochenende aufmachen, um irgendwo einen Kurzurlaub zu verbringen.
Der Verkehr auf den Straßen wäre fürchterlich, die Staus ewig lang. Unter normalen Umständen bliebe es so, jedes Wochenende bis zum Ende des Sommers. Aufgrund der Corona-Kontaktsperren und -Reisebeschränkungen gibt es diese Staus im Moment nicht. Natürlich will auch ich schnell alle Freiheiten wieder zurück haben, und die Menschen sollen ihrer Arbeit und Freizeit unbeschränkt nachgehen, die Wirtschaft soll wieder voll funktionieren.
Allein: Das Verkehrsaufkommen auf den Straßen könnte gern auf niedrigerem Niveau verbleiben!
In der Krise wird auch augenfällig, wie viel Platz der ruhende Verkehr einnimmt.
Ich würde lieber spielende Kinder in den Einfahrten sehen als stehende Autos. Nicht zuletzt die Gastronomie könnte aktuell den zugeparkten Platz im Freien brauchen. Ein Blick in die Statistik des Kraftfahrtbundesamtes zeigt, dass wir zum 1. Januar 2020 eine Fahrzeugdichte von 701 KFZ je 1000 Einwohner in Deutschland haben. Der Wert stieg in den letzten Jahren jährlich um 1 bis 2 Prozent, bei gleichzeitig zunehmender Urbanisierung, also steigendem Anteil der Stadtbewohner/innen.
Diese Fahrzeugdichte macht uns nicht mobiler, sondern schränkt unser aller Leben ein.
Es verteuert das Wohnen und gefährdet unsere Gesundheit. Das kann so nicht weitergehen!
Im Moment schauen wir auf die Corona-Reproduktionszahl R und lernen mit individuellen und kollektiven Maßnahmen, diesen Wert möglichst weit unter 1 zu halten.
Der Weg ist unfreiwillig und hart, die Folgen schmerzhaft, und wir machen sicherlich Fehler dabei.
Ich wäre sehr dafür, zukünftig auch die Zahl F, Fahrzeuge pro Einwohner, möglichst weit unter 1 zu drücken. Der Weg zur Mobilität ohne eigenes KFZ in Ballungsräumen ist bekannt:
Den Schienenverkehr ertüchtigen (längst überfällig), kollektive Nutzungsformen von KFZ erlernen und die Radinfrastruktur ausbauen.
In Tübingen werden drei Radbrücken gebaut, die die Nord-Süd-Verbindung erleichtern werden.
Ich freue mich schon darauf, über diese Brücken zu radeln!
20. Mai 2020
Kommentar verfassen
Verwandte Artikel
Meilenstein fürs Klima
Jonas Kübler für die Fraktion AL/Grüne Mit dem Beschluss des Klimaschutzprogrammes „Tübingen klimaneutral 2030“ in der vergangenen Woche hat der Gemeinderat einen Meilenstein im kommunalen Klimaschutz gesetzt. Für uns AL/Grüne…
Weiterlesen »
Klimaschutz sozial gestalten
Lea Elsemüller schrieb in ihrer Mittwochspalte vom 23. September im Schwäbischen Tagblatt. „Klimaschutz und die Frage nach Ungleichheit in unserer Gesellschaft sind eng miteinander verknüpft. Das bestätigt eine Studie, die…
Weiterlesen »
Preiserhöhung durch Naldo
Christoph Joachim schreibt am 22. Juli 2020, wenn der Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (Naldo) in seiner Aufsichtsratssitzung am 24.7. 2020 die Fahrpreise erhöht, dann muss die Stadt Tübingen nachziehen. Mindestens die Erhöhung,…
Weiterlesen »