von Rainer Drake im Gemeinderat
Neufassung der Platzvergabekriterien für die Kindertageseinrichtungen (Vorlage 215/2024)
Ganz ehrlich, das Thema Kitaplatzvergabe ist seit längerem nicht vergnügungssteuerpflichtig. Ich bin nun seit 22 Jahren beteiligt. Es hat früher mehr Spaß gemacht. Und für die Tübinger Eltern ist es ein dauerhafter Stressfaktor. Es ist die permanente Verwaltung des eklatanten Mangels. Meine Kinder wurden noch in einer anderen Kitawelt groß.
Leider haben sich die Vergabekriterien für manche Eltern in eine Art Numerus Clausus verwandelt. Wie stark die fehlenden Betreuungsangebote die Tübinger Eltern jeden Tag stressen und belasten wurde mir in den vergangenen Monaten in vielen Mails und persönlichen Gesprächen deutlich.
Und erst in der vorvergangenen Woche haben die Vertreterinnen von pro familia und vom Job Center beim Gesamttreffen vom Bündnis für die Familie plastisch und drastisch aus ihrem Berufsalltag die Auswirkungen auf den Alltag von Müttern und Familien geschildert.
So gut die bisher geltenden Kriterien auch gedacht und ausgearbeitet waren, in der Praxis haben sich deutliche Schwachstellen gezeigt. Das hat seitens der Eltern zu großem Unmut und zu berechtigter Kritik geführt.
Ich kann die vom GEB im Kubis vorgetragenen Kritikpunkte nachvollziehen. Doch alles zu berücksichtigen wäre die Quadratur des Kreises. Die Bettdecke ist aktuell einfach zu kurz. An einer Stelle wird es immer kälter sein.
Was ich nicht nachvollziehen kann ist der Brief des VAMV der den Gemeinderat in diesen Tagen erreicht hat. Die darin sehr, ich finde zum Teil zu drastisch dargestellten Kritikpunkte wurden im vergangenen Kubis ausführlich diskutiert und ausgeräumt.
Wir sehen und anerkennen die großen Anstrengungen und den Willen der Verwaltung, die diskutierten Knackpunkte zu korrigieren. Und ich möchte den sach- und lösungsorientierten Prozess positiv hervorheben. Das ist nicht selbstverständlich.
Vielen Dank an Herrn Chemnitz, an Frau Mohr und an alle, die in der aktuellen Situation wirklich keine leichten Aufgaben haben. Und vielen Dank an die ehrenamtlich aktiven Vertreter:innen des GEB der Tübinger Kitas für ihr großes Engagement und die kritische aber immer konstruktive Beteiligung am Prozess. Es hat sich gelohnt.
Gut ist zum Beispiel, dass nun alle U3-Kinder beim Übergang gleichbehandelt werden.
Gut ist, dass nun jedes Kind mindestens 1 Jahr in der Kita verbringen kann.
Gut sind die Anpassungen beim besonderen Förderbedarf und gut ist die Gleichstellung von Integrations- und Sprachkursen.
Gut ist die Anpassung bei Geschwisterkindern und gut ist die Regelung zu Wechselwünschen.
Doch es bleibt eine Arbeit mit dem Mangel. Wir stehen bei den Tübinger Eltern in der Verantwortung, nicht nachzulassen und gemeinsam weiter jede Anstrengung zu unternehmen, wieder jedem Kind in Tübingen einen Betreuungsplatz anzubieten und den Betreuungsbedarf der Eltern wieder besser abdecken zu können. Das wird einen langen Atem brauchen.
AL/Grüne stimmen der Neufassung der Platzvergabekriterien zu.
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