im Gemeinderat von Susanne Bächer (16. November 2023)
WHO ist ein schöner Platz: der Schönbuch in Reichweite und die Schwäbische Alb in Sichtweite!
Schön und erfreulich ist auch, dass sich so viele Menschen, die dort wohnen, mit diesem Ort identifizieren!
Vor 50 Jahren hat man schnell viele Wohnungen gebraucht und dafür dieses ehemalige Militärgelände gewählt, um eine kleine Trabantenstadt zu errichten.
Licht und luftig wohnen – das war die Parole.
Nun nach 50 Jahren werden einige Defizite sichtbar:
Es fehlen altersgerechte Wohnungen. Das EKZ ist nicht mehr attraktiv. (Man dachte damals nicht daran, dass wir so alt werden könnten.)
Die zu Fuß gehen wollen oder Rad fahren, sind benachteiligt.
Gut, dass Tübingen sich erfolgreich um das Programm „Soziale Stadt“ beworben hat!
Der uns heute zum Beschluss vorliegende Rahmenplan WHO basiert zwar auf dem Siegerentwurf eines Städtebaulichen Wettbewerbs.
Insgesamt ist dieser Rahmenplan aber das Ergebnis eines jahrelangen Prozesses, an dem sehr viele Menschen beteiligt waren, Stadtverwaltung, die Wohnbaugesellschaften, externe Fachleute aller Art, Mitglieder von Ortsbeirat und Gemeinderat und natürlich die Bewohner und Bewohnerinnen von WHO.
Man kann der Stadtverwaltung vielleicht alles mögliche vorwerfen, aber nicht, dass sie keine Beteiligung an dem Prozess organisiert hätte!
Wir finden es gut, dass so viele Mensch daran teilgenommen haben.
Aber nun ist die Zeit ist reif, und wir AL/Grüne meinen: Wir sollten den Rahmenplan für WHO heute endlich beschließen!
Uns AL/Grünen leuchtet der Rahmenplan ein:
- das grüne Rückgrat, das von Nord nach Süden führen soll.
- der Straßenrückbau.
- Die Neugestaltung des Stadtteilzentrums mit der weitgehenden Unterbindung des PKW-Verkehrs und der besseren Anbindung des Studos.
- Und da es von Seiten des EKZ Verzögerung gibt, auch die Platzierung des Wohn- und Pflegeheims am Ort der Generationen.
Und ja, uns leuchtet auch die Innenverdichtung ein!
Auf ein paar der umstrittenen Punkte, die vor allem von der BI kritisiert wurden, will ich hier eingehen.
Reduktion der Parkplätze
Wir AL/Grüne finden es richtig, wenn die Parkplätze langfristig gesehen reduziert werden!
0,6 Parkplätze pro Wohnung sind genug. Wir finden es bedauerlich, dass auf WHO und anderswo so viel öffentliche Flächen mit parkenden Autos vollgestellt sind.
Im Sommer staut sich die Hitze über parkenden Autos.
Ein parkendes Auto blockiert 15 oder16qm Fläche; das ist öffentlicher Raum, auf dem man sich nicht hinsetzen, sich nicht frei bewegen kann.
Zwischen parkenden Autos entsteht keine „Aufenthaltsqualität“.
Und überhaupt:
Mehr als 90% der Zeit parken die privaten Autos, und weniger als 10% der Zeit fahren sie. Eine stärkere Nutzung von Teilautos könnte also durchaus nützlich sein. –
Vielleicht führt die Parkraumbewirtschaftung, die wir beschlossen haben, auch dazu, dass auf dem ein oder anderen Stellplatz in den Tiefgaragen, der jetzt anders genutzt wird, wieder ein Auto steht. Das würden wir begrüßen, das ist der Sinn.
Und irgendwann in der Zukunft werden aus den Tiefgaragen vielleicht Zisternen!
Kommen wir also zu den Themen Wasser, Bäume, Klimawandel.
Im weiterentwickelten Rahmenplan, so wie er uns jetzt vorliegt, sieht zusätzliche Retentionsmulden und versickerungsfähige Beläge vor.
Dem Wasser mehr Beachtung schenken: Das entspricht auch einem Wunsch aus der Bürgerschaft, wie er u.a. bei der Bürgerversammlung im Juli in der Waldorfschule vorgetragen wurde. Und genau das ist Teil unseres heutigen Beschlusses!
WHO ist heute der grünste Stadtteil Tübingens.
Wenn ein Stadtteil erneuert wird, können Baumfällungen nicht total vermieden werden.
Die meisten der zu fällenden Bäume sind die an der Westseite der Auffahrt zum Berliner Ring, das ist großgewordenes Gebüsch. Sie werden erst gefällt, wenn die entsprechenden Häuser auch tatsächlich gebaut werden.
Das sind nicht die Bäume, in deren Schatten sich die Menschen im Sommer gerne aufhalten, um sich zu kühlen. Man wird sie vermutlich nicht schmerzlich vermissen.
Andere Bäume, so wurde von Seiten der Bewohner und Bewohnerinnen vorgebracht, würden sehr wohl schmerzlich vermisst werden: so die südlich des Eichenwegs zum Berliner Ring hin.
Im ersten Plan von Machleidt und Planorama war hier noch ein weiterer Häuserriegel vorgesehen. Die Einwände von Bewohnerseite waren deutlich, und so hat sich sogar ein neuer Name für diese Grünfläche etabliert: Ahornpark. Der heute vorliegende Rahmenplan sagt: Der Ahornpark bleibt.
Den Planerinnen und Planern ist es außerdem gelungen, die Situation am Ort der Generationen, die Position des Wohn-Pflege-Heims, so zu verändern, dass von den großen, großartigen Bäumen im Garten der jetzigen Kita am Weißdornweg mehr stehen bleiben können als zunächst vorgesehen. Somit ist die Kritik an der Platzierung des Wohn- und Pflegeheims am Ort der Generationen zumindest teilweise hinfällig.
Wir halten nichts davon, einen extra „Klimaplan“ für WHO erstellen zu lassen, bevor jetzt der Rahmenplan verabschiedet wird. Ein Rahmenplan bildet, wie der Name sagt, einen Rahmen. Und ihm werden die einzelnen B-Pläne folgen, in denen jeweils genaue Vorgaben zum Klimaschutz gemacht werden.
Verdichtung
Ja, es stimmt, es geht generell auch um Nachverdichtung.
Man wird nicht alles auf einmal anpacken, sondern schrittweise vorgehen, das wird sich über zehn oder zwanzig Jahre hinziehen. Die speziellen Eigentümer des EKZ könnten sich ja noch eines Besseren besinnen. Die im Rahmenplan vorgesehene Stadtteilmitte wäre bestimmt für alle ein Gewinn!
Die Verdichtung ist vor allem im westlichen Teil innerhalb des Rings vorgesehen. Da sind die Flächen vorrangig Eigentum der Wohnbaugesellschaften, da lassen sich neue Bauten einfacher organisieren als auf privaten Flächen. Der Protest gegen die Verdichtung kommt hingegen vor allem von der östlichen Seite, wo es eigentlich mehr Platz gibt. Privateigentum! (Als mal die Idee aufkam, auch die Wendehämmer im östlichen Teil innerhalb des Rings zu bebauen, kam das gar nicht gut an bei den dortigen Eigentümern.)
Ja, es stimmt, wir AL/Grüne wollen die Bebauung des Saibens möglichst lange hinauszögern und erst die Chancen innerhalb bereits bebauter Gebiete nutzen. Auch weil wir den Klimawandel sehen, wollen wir landwirtschaftliche Fläche nicht ohne Not aufgeben und versiegeln.
Der Horemer ist für Gewerbe, für eine Erweiterung des Technologieparks vorgesehen.
Falls er je in 10 Jahren immer noch nicht bebaut ist, kann man ja nochmal über die Idee nachdenken, dort Wohnungen zu bauen. Das ist aber eher unwahrscheinlich.
Nebenbei: In den 90ern hatte WHO schon mal mehr als 7.000 Einwohner.
Und Infrastruktur, Gastronomie oder öffentliche Einrichtungen lohnen sich eher, wenn mehr Menschen da wohnen!
Ja: Wir haben gehört, dass einige Bewohner und Bewohnerinnen die Innenverdichtung auf WHO trotzdem ablehnen, weil sie sich mit Änderungen schwertun, weil sie sich durch mehr Menschen bedrängt fühlen.
Wir als Gemeinderäte und Gemeinderätinnen müssen allerdings auch die Bedürfnisse anderer Menschengruppen beachten, so z.B. die Bedürfnisse von denjenigen, die in Tübingen arbeiten und liebend gerne auch hier wohnen würden,
von Menschen, die keine horrend teuren Mieten bezahlen können,
die aber hier für uns in Tübingen wichtig sind, weil sie beispielsweise in unseren Kliniken arbeiten, weil sie unsere Kinder betreuen, unsere Gebäude reinigen.
Ihnen, zumindest einigen von ihnen, eine Chance zu bieten, auch das ist der Sinn von Innenentwicklung!
Wir denken, dass es dem Stadtteil gut tun wird, wenn einerseits für die alten Menschen Angebote geschaffen werden, damit sie hier bleiben können, auch wenn sie nicht mehr fit und mobil sind, und andrerseits auch junge Menschen mit neuen Impulsen hinzukommen!
Wir sehen diesen Rahmenplan positiv!
Ihn zu erstellen war eine große Aufgabe, wir bedanken uns bei allen, die daran mitgearbeitet haben – Herrn Soehlke, Frau Landwehr, Herrn Henzler, Frau Fritz und vielen anderen – und stimmen dem Rahmenplan zu.
Waldhäuser Ost wird sich weiter entwickeln!
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