Rahmenplan Waldhäuser OST

von Susanne Bächer im Gemeinderat

Nach dem Zweiten Weltkrieg orientierten sich die Stadtplaner an der Charta von Athen, die eine funktionale Trennung der Stadtquartiere vorsah, das heißt Wohnen, Arbeiten und Erholung sollte in verschiedenen Stadtteilen geschehen, verbunden wurden sie über Autostraßen.

In vielen Städten sind neue Wohnbausiedlungen nach dem Prinzip entstanden, in Tübingen Waldhäuser Ost. Hier wurden Wohnungen für Menschen gebaut, und man ging davon aus, dass sich viele von ihnen morgens ins Auto setzen und woanders hin zur Arbeit fahren.

Der Vorrang des motorisierten Individualverkehrs ist nicht mehr zeitgemäß. Wenn wir klimaneutral werden wollen, ist es angebracht, den Motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Der Berliner Ring kann schmaler werden; und ihn für den Autoverkehr zu unterbrechen, finden wir eine gute Idee. Carsharing und verbesserter ÖPNV sind ökologisch sinnvoll.

Es ist nicht einzusehen, warum öffentliche Plätze zu großen Teilen mit parkenden PKWs vollgestellt sind. Übrigens haben vor Jahrzehnten auch auf dem Tübinger Marktplatz Autos geparkt. Als man das ändern wollte, gab es großen Widerstand. Heute wünscht sich niemand mehr den damaligen Zustand zurück.

Viele der Menschen, die heute in WHO wohnen, waren bei Einzug, ca. 1970, in der Familiengründungsphase. Also sind sie heute Senioren, ihre Kinder sind längst ausgezogen.

Viele Wohnungen sind nicht ohne Treppen erreichbar! Ein Viertel der Bewohner auf WHO sind über 65 Jahre alt. Das Studentendorf mitgerechnet!

Die Altersgruppe der 30 bis 50 Jährigen ist eher dünn vertreten. Der demografische Wandel ist auf WHO angekommen.
Eine verantwortungsvolle Stadt reagiert darauf. Deshalb sind für Senioren Pflegeeinrichtungen und Betreutes Wohnen geplant. Und die Stadt hat auch eine Verantwortung für kommende Generationen und muss Sorge tragen, wie WHO für sie geeignet sein wird.

Wir bekamen ein Schreiben, man solle doch statt WHO zu verdichten, lieber endlich den Saiben bebauen. Mag sein, dass wir angesichts der allgemeinen Dynamik um den Saiben nicht drumrum kommen. Wir AL/Grüne finden es aber richtig, erst mal innerhalb des Siedlungsgebiets alle Chancen zu nutzen. Und Chancen sehen wir auf WHO!

Ja, man kann es ungerecht finden, dass die Verdichtung u.a. da stattfinden soll, wo schon viele Menschen wohnen, auf der Westhälfte innerhalb des Berliner Rings. Da haben wir aber die GWG und die andern Wohnbaugesellschaften; denen gehören die Grundstücke, und sie sind am Bauen weitere Wohnungen interessiert. Wir würden uns sehr freuen, wenn es gelingen könnte, auch die Mieter und Mieterinnen der GWG etc. zu erreichen, wenn auch sie ihre Meinung äußern würden und uns Anregungen geben könnten.

WHO könnte auch gewinnen, wenn zwischen neuen und alten Häusern reizvoller öffentlicher Raum entsteht, Raum, den man nicht nur möglichst schnell überquert, sondern an dem man sich auch gerne aufhält. Große, leere Rasenflächen laden dazu eher nicht ein.

Nun hat sich eine BI auf WHO gegründet. Das zeigt, dass Interesse besteht, dass sich Leute für ihren Stadtteil einsetzen wollen. Allerdings kann man der Stadtverwaltung nicht vorwerfen, sie habe sich bisher nicht bemühlt, die Meinung der Bewohner und Bewohnerinnen zu erfahren. Trotzdem wurden anscheinend nicht alle erreicht.

Deshalb ist es gut, dass Herr Soehlke einen Brief an alle Menschen auf WHO geschrieben hat, um sie alle noch einmal über den Prozess zu informieren.

Zusammenfassend: Ja, es ist richtig, einen Rahmenplan aufzustellen,
ja, es ist richtig, den Entwurf von Machleidt, der aus dem Städtebaulichen Wettbewerb  hervorging, als Basis zu nehmen. 

Wir freuen uns auf ein WHO, dass sich sukzessive erneuert!

AL-Grüne stimmt der Vorlage 241 und 241b/2021 zu.

Susanne Bächer
Stadträtin AL/Grüne

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